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Kunstfestival FUTUR 21 vereint Industrie, Kunst und Kultur

32 Künstler, 16 Industriemuseen und 1 Festival – das ist FUTUR 21. Das gemeinsame Festival der Landschaftsverbände Rheinland (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL), das von der Provinzial gesponsort wird, vereint Kunst, Industrie und Kultur und widmet sich wichtigen Zukunftsthemen des 21. Jahrhunderts: Nachhaltigkeit und Klimakrise, Digitalisierung der Arbeit, Grenzen von Wachstum und Konsum.

Mit der Lichtinstallation „Waterlicht“ eröffnete der niederländische Künstler Daan Roosegaarde das Kunstfestival in Oberhausen. Dort tauchte er den Peter-Behrens-Bau in blaues Licht, um die Kraft des Wassers zu symbolisieren und das Bewusstsein für steigende Wasserstände zu schärfen. Im Interview mit der Provinzial erzählt Roosegarde, wie er aktuelle Menschheitsthemen in beeindruckende Kunstprojekte verwandelt.

 
1. Sie sind einer von 32 Künstlern, die bei FUTUR 21 in Nordrhein-Westfalen ausstellen. Was bedeutet es für Sie, Teil von FUTUR 21 zu sein?
FUTUR21 möchte die Menschen dazu anregen, über die Zukunft nachzudenken und darüber, was die Zukunft mit Arbeit, Nachhaltigkeit und der Klimakrise zu tun hat. Ich fühle mich geehrt, dass wir die Möglichkeit hatten, WATERLICHT vor dem LVR-Industriemuseum Peter-Behrens-Bau als einem der 16 Industriemuseen in Nordrhein-Westfalen auszustellen. 


2. Mit Ihrer Installation WATERLICHT „fluten“ Sie Orte auf der ganzen Welt, um auf den steigenden Meeresspiegel als Folge des Klimawandels aufmerksam zu machen. Dazu gehört auch der Peter-Behrens-Bau in Oberhausen. Was geht Ihnen in dem Moment durch den Kopf, wenn erst alles dunkel ist und dann die Lichtwellen auftauchen? Macht Ihnen das Angst vor der Zukunft?

Der Grund, warum soziale Auswirkungen für mich und meine Arbeit wichtig sind, ist, dass wir uns die Zukunft vorstellen müssen, um sie gestalten zu können. Mit Kunst, Design und Innovation können wir realistische und nachhaltigere Alternativen schaffen, aber auch Dinge visualisieren, die vielleicht unsichtbar erscheinen, es aber nicht sind – wie zum Beispiel die Höhe, die das Wasser erreichen könnte, wenn die Pumpen nicht mehr funktionieren.

Der umfangreiche Kohleabbau hat die Oberfläche des Ruhrgebiets um mehr als 25 Meter abgesenkt – und heute halten nur noch Wasserpumpen das Gebiet trocken. Ohne das ständige Abpumpen von Grundwasser würde eine bis zu 90 Kilometer lange Seenlandschaft entstehen. WATERLICHT ist ein virtuelles Hochwasser; es zeigt, wie hoch der Wasserstand werden könnte. Es geht darum, das Bewusstsein für Wasser zu schärfen und uns an die Bedeutung von Wasserinnovationen und die Auswirkungen des Klimawandels zu erinnern. Mit WATERLICHT wollen wir versuchen, eine neue Harmonie zwischen Natur und Mensch zu finden. WATERLICHT schafft einen Ort des Staunens, an dem wir uns vor der Zukunft nicht nur fürchten, sondern wieder neugierig werden. Die Ausstellung reist immer noch um die Welt und zeigt die Poesie und Kraft des Wassers. Sie ist unglaublich beeindruckend, weil sie die Realität zeigt.

3. Wie lange haben Sie gebraucht, um WATERLICHT zu „entwickeln“?

WATERLICHT ist ein ortsspezifisches Kunstwerk, d.h. für jede Ausstellung machen wir ein spezifisches Werk. Dafür brauchen wir zwischen 8 und 10 Monaten.
4. In euren Werken behandelt ihr verschiedene vom Menschen verursachte Probleme. Wie gehen Sie an diese großen Themen heran? Kommt Ihnen im Alltag plötzlich eine Idee oder suchen Sie nach einem konkreten Problem, zu dessen Lösung Sie beitragen möchten?
Von klein auf haben mich die Geschenke der Natur wie leuchtende Glühwürmchen oder Quallen angetrieben. Der Gedanke inspiriert mich, die Natur zu genießen und gleichzeitig zu versuchen, sie aufzuwerten und zu verbessern, um lebenswerte Orte im städtischen Umfeld für den Alltag zu schaffen. Kreativität ist unser neues Kapital – davon bin ich fest überzeugt.
Schließlich werden wir in einer hypertechnologischen Welt leben, in der Roboter einige unserer Aufgaben übernehmen, was bedeutet, dass unsere menschlichen Fähigkeiten immer wichtiger werden. Ich möchte, dass alle zusammenarbeiten und in neue Ideen investieren, um zu überleben, unsere Ziele und Werte neu zu definieren und zukunftssicher zu werden. Gemeinsam mit meinem Team entwickeln wir „Landschaften der Zukunft“ und bauen intelligente, nachhaltige Prototypen für die Städte von morgen.

5. Wenn Sie sich auf ein Projekt festlegen müssten, welches wäre Ihr Herzensprojekt? Und warum?
Seit über zwei Jahren arbeiten wir an unserem neuesten Projekt: SPARK. Es ist eine innovative Performance mit Tausenden von organischen Lichtfunken, die durch die Luft schweben. Die Inspiration für SPARK kam von den magischen Lichtern der Natur, wie Glühwürmchen, Vogelschwärmen und unserer Sternengalaxie, aber auch von dem Drang, kollektiv auf eine nachhaltigere Weise zu feiern. Das Kunstwerk ist eine nachhaltige Alternative zu den traditionellen und umweltschädlichen Methoden des Feierns und zu Gemeinschaftsveranstaltungen, die zum Nachdenken anregen sollen.
Ich hoffe, die Besucher zum Staunen zu bewegen und zum Nachdenken über ihre Verbindung zu sich selbst, zueinander und zur Umwelt anzuregen; ein Fest der Verbundenheit zwischen Mensch und Natur. Es ist ein wunderschönes Projekt, das zusammen mit der Draiflessen Collection und dem Wellbeing Summit entwickelt wurde, um unsere Mission zu stärken, eine bessere Zukunft aufzubauen, indem wir das Bewusstsein für die Bedeutung unseres Wohlbefindens durch Kunst und Innovation schärfen.
 
Fotos: Daan Roosegarde, www.studioroosegaarde.net